Erfolgskontrolle der Pflegeplanung
„Hohe Warte“
– Ein Monitoring über 10 Jahre hinweg –
Im Auftrag der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Sparte Bundesforst) ist PlanWerk für die Erfolgskontrolle der Umsetzung des Maßnahmenkonzeptes und der Pflege im Rahmen des Ökokontos und gleichzeitig Teil des Nationalen Naturerbes (NNE) „Hohe Warte bei Gießen“ (Nummer 1531030) zuständig. Die „Hohe Warte“ ist eine etwa 253 m hohe, teils bewaldete Anhöhe östlich der Stadt Gießen, die ab dem Jahr 1982 Standort der Patriot-Stellung Hohe Warte der US-Army war. Nach Aufgabe der Stellung im Jahr 1991 wurde ein westlicher Teil des Gebietes im Jahr 1996 als NSG erklärt. Dieser besitzt eine Größe von 167,86 ha, die durch weitere 53 ha Vertragsfläche ergänzt werden.
Die „Hohe Warte“ umfasst ein auffallend abwechslungsreiches Mosaik aus vielfältigen Biotoptypen wie Hecken- und Grünlandbereichen, Still- und Fließgewässern und Waldgesellschaften. Wertgebende Bestandteile des Gebiets sind mageres und feuchtes Grünland mit seltenen Arten der Flora (bspw. Zweifelhafter Grannenhafer – Ventenata dubia oder Trespen-Federschwingel – Vulpia bromoides), insbesondere Arten offener lückiger Magerrasen, sowie Offenland bewohnende Vögel, aber auch diverse andere Tierarten. Durch Sukzession und Abbau offener Vegetationsstrukturen mangels Nutzung und Pflege ist der Wertigkeitserhalt der Fläche für alle genannten Bestandteile stark gefährdet. Daher wurde im Jahr 2008 durch das Büro PlanWerk im Auftrag des Regierungspräsidiums (RP) Gießen eine Pflegeplanung für das Gebiet entwickelt. Mit den Pflegemaßnahmen soll der Gefährdung der Schutzgüter entgegengewirkt und eine möglichst hochwertige, stabile Landschaftsstruktur geschaffen werden. Entbuschung, Flämmung und Beweidung sind dabei Bausteine der Pflege. Der Flächeneigentümer, die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, vertreten durch die Sparte Bundesforst – Bundesforstbetrieb Schwarzenborn – hat darauf aufbauend zur Absicherung der sehr umfangreichen Wiederherstellungs- und Pflegemaßnahmen im Jahr 2010 ein Ökokontokonzept durch PlanWerk erstellen lassen. Im Zuge der Pflegemaßnahmen wird der überwiegende Teil mit einer Wanderschäferei gepflegt, zudem wurde eine Teilfläche von 23 ha eingekoppelt und durch Urwildpferde beweidet.
Durch vegetationskundliche Dauerbeobachtungsflächen (DBF) sollten 2017 die Auswirkungen der vorgenommenen Maßnahmen hinsichtlich ihres Erfolgs überprüft werden. Die Anlage der 14 DBF im Areal der Hohen Warte erfolgte in den Jahren 2007 und 2008 im Auftrag des RP Gießen. Bei der Flächenauswahl wurde eine vergleichbare Geländesituation jeweils auf der Equiden- und der Schafkoppel gewählt, wobei Feuchtbereiche (feucht/ frisch) und Land-Reitgrasflächen (Calamagrostis epigejos) eine besondere Berücksichtigung fanden.
Zusätzlich wurde 2008 die Verbreitung des Land-Reitgrases auf den Offenlandflächen untersucht und flächenscharf dokumentiert. Das Land-Reitgras ist eine in der gemäßigten Zone Europas heimische Art, die auf vielen ehemaligen Truppenübungsplätzen ein flächendeckendes Sukzessionsstadium im Offenland darstellt. Auch auf der Hohen Warte hat es nach Nutzungsaufgabe das Landschaftsbild entscheidend mitprägt. Durch die enorme Wuchshöhe von bis zu 1,5 m und die massive Ausbreitung erlangt die Art meist hohe Deckungsgrade. Sie bildet zudem eine schwer zersetzbare Streu, die zu einem rapiden Rückgang der floristischen Diversität führt. Die Verbreitung des Grases ist ein entscheidender Parameter für den Erfolg der Pflegemaßnahmen und wurde 2017 auf repräsentativen Stichprobenflächen wiederholt.
Im Zuge von Übersichtsbegehungen der Gesamtfläche wurden 2017 die aus dem Jahr 2008 bekannten Vorkommen der Zielarten aufgesucht und floristische Erhebungen dieser durchgeführt.
Der Endbericht befasst sich mit den Auswertungen der DBF, Land-Reitgrasflächen und Zielarten-Vorkommen im Gebiet der Hohen Warte während des Untersuchungszeitraums von 2007/2008 bis 2017. Eine Ergänzung fand dabei durch eine Recherche zur faunistischen Situation des Gebiets bei haupt- und ehrenamtlichen Gebietsbetreuern sowie einschlägigen Gebietsbeobachtern statt.